Sonntag, 17. September 2017

Wie pimpe ich weiße Stoffschuhe auf?

Heute mal ein Gastbeitrag. Meine Tochter, Carolin Michalski, hat sich ihre weißen Stoffturnschuhe vorgenommen, welche leider nicht mehr ganz so weiß waren.

Im Frühjahr habe ich mir preiswerte, weiße Stoffschuhe gekauft. Trotz guter Behandlung der Schuhe blieben sie nicht weiß und ein Besuch der Waschmaschine hätten sie wahrscheinlich nicht überlebt. Deswegen überlegte ich mir meine Schuhe zu verändern und machte das daraus. 
Bildqelle: Carolin Michalski

Was man alles benötigt:
 
  • weiße Stoffschuhe
  • mehrere verschiedenfarbige Filzstifte
  • Wasser
  • Küchentücher (Kücherolle)
  • Handtuch
  • weißer Edding

Die Anleitung zum Schuhe pimpen

Zuerst habe ich aus meinen weißen Schuhen die Schnürsenkel raus gemacht. Nachdem ich das gemacht hatte, habe ich mir verschiedenfarbige Filzstifte ausgesucht und von hell zu dunkel sortiert. Mit diesen Filzstiften habe ich die Schuhe an einigen Stellen angemalt. Meist habe ich Rechtecke und Quadrate gemalt. Diese malte ich in unterschiedlichen Größen auf die Schuhe. Nach der ersten Farbe haben ich dann die nächste genommen und habe solange mit den verschiedenen Stiften gemalt bis auf den Schuhen nichts mehr weiß war. 

Nachdem die Schuhe dann komplett bemalt waren, habe ich mir ein Glas mit Wasser geholt. Die Temperatur des Wassers ist egal. Unter die Schuhe kam das Handtuch, um weder Tisch oder Fußboden einzufärben. Als nächsten Schritt habe ich ein Küchentuch in das Wasser gehalten. Ich habe es ein bisschen abtropfen lassen und tupfte das nasse Küchentuch auf die angemalten Schuhe. Das habe ich so lange gemacht, bis die Farben auf den Schuhen miteinander verlaufen sind. Als es mir dann gefallen hatte, ließ ich die Schuhe eine halbe Stunde stehen, das sie ein bisschen antrocknen konnten. Nach der Wartezeit habe ich mit einem weißen Edding genommen und viele, weiße, kleine Punkte auf die Schuhe gemacht. An manchen Stellen wurden die Punkte auch etwas größer. Als ich damit fertig war, ließ ich die Schuhe zwei Tage trockenen und habe nun coole gepimpte Schuhe, die auch noch Unikate sind.

Mittwoch, 6. September 2017

Stolpersteine in Plauen gegen das Vergessen

In 15 europräischen Ländern gibt es über 40.000 Stolpersteine. Auch in Plauen im Vogtland sollen 18 dieser kleinen Gedenktafeln an die Opfer des dritten Reiches erinnern.

Bereits 1990 befasste sich der Künstler Gunter Demning mit der künstlerischen Umsetzung einer Erinnerung an Deportation, Verfolgung und auch Suizid im Nationalsozialismus. Der 50. Jahrestag der Deportation von 1.000 Roma und Sinti war in diesem Jahr der Anlass sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Die Stolpersteine verbreiteten sich danach in ganz Europa und da man sich zum Lesen oft bücken muss, wird damit eine Verbeugung vor den Opfern dieser Zeit symbolisiert. Auch in Plauen wurden 2009 und 2011 im Stadtgebiet 18 dieser Steine gesetzt, die zwar Stolpersteine heißen, aber den Fußgänger kein echtes Hindernis bieten.

Die Kantenlänge der Stolpersteine ist genormt und beträgt 96 x 96 Millimeter. 100 Millimeter sind sie hoch und fügen sich samt ihrer Gedenktafel aus Messing in das Pflaster ein. Sie wirken recht unscheinbar und man entdeckt sie nur, wenn man auch nach unten schaut. Stolpern kann man an diesen Steinen nicht, da sie nicht heraus ragen. Da sie oft direkt in den Stadtzentren zu finden sind, wirkt die Aussage vieler Zeitzeugen unglaubwürdig, dass sie nichts bemerkt haben. Denn wenn direkt in der Nachbarschaft Verfolgung, Deportation und auch Gewalt statt findet, muss man davon mitbekommen haben. Doch dieser Artikel soll nicht darüber richten, ob und wer etwas gemerkt haben muss, sondern soll die 18 Stolpersteine der Stadt Plauen vorstellen.

Bildquelle: Sabine Wolfram, Plauen
Zum 75. Todestag von Wilhelm Selowsky

Um an die Opfer des dritten Reiches zu erinnern, sollte man sich kein bestimmtes Datum wählen. Doch heute jährt sich der Todestag von Wilhelm Selowsky zum 75. Mal. Aus diesem Anlass sollen die Stolpersteine von Plauen vorgestellt werden.

Der Inhaber des Damenmodegeschäftes Knespel und Rabe wohnte in der Bahnhofstraße 16. Mit 50 weiteren jüdischen Männern wurde Selowsky nach der Progromnacht nach Buchenwald verbracht. Man wollte die gefangenen erpressen, damit sie ihren Besitz aufgeben und auswandern. Fünf Tage nach seiner Enlassung aus Buchenwald wählte der Geschäftsmann am 06. Dezember 1938 den Freitod, um weiteren Demütigungen durch das Naziregime zu entgehen.

Das erste jüdische Opfer von Plauen - Julius Brandeis


Den Gedenkstein für den angesehenen Kaufmann, der sein Geld als Kommisionär für Weißwaren im internationalen Handel verdiente, findet man an der Scholtzestraße 13. Am 20. März 1933 wurde er Abends zu Hause abgeholt, um nach Saalburg gebracht zu werden. Die thüringische Stadt erreichte er nie, sondern wurde auf dem Weg dorthin schwer misshandelt und erschossen. Seine Leiche fand am im Straßengraben zwischen Saalburg und Pöritzsch. Dieser Mord von höchsten Kreisen befohlen und der Vollzug an NSDAP-Kreisleiter Hitzler persönlich gemeldet.

Karl, Sally und Lucie Wolfsberg - Drei Stolpersteine an der Weststraße 49

Sally Wolfsberg war Gardinenfabrikant in Plauen und setzte sich für die Turnbewegung ein. Ab 1933 bekamen sie wegen ihrer Zugehörigkeit zu Israelitischen Religionsgemeinde die ersten Schwierigkeiten in ihrem Geschäft. Als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde war Karl Wolfsberg nach der Progromnacht gezwungen das Grundstück zu verkaufen, auf welchem sich die Synagoge befunden hatte. Anfang Februar 1942 wurde er nach Sachsenhausen verbracht und verstarb dort im selben Jahr am 02. Oktober. Seine Frau Helene und der Sohn Peter wurden nach Belzyce bei Lublin ins Getto verschickt. Von ihnen gibt es keine Nachweise was nach der Deportation mit ihnen passierte. Vermutlich sind sie 1943 nach der Auflösung des Gettos in einem Vernichtungslager umgebracht worden. Der Wolfsbergweg im Plauener Stadtpark ist nach dieser Familie benannt worden.

Martin, Irma und Eva Herzfeld - Gustav-Adolf-Straße 37

Vier Geschwister der Familie Herzfeld lebten im Vogtland. Etwa die Häfte dieser recht großen Familie fiel dem Naziregime zum Opfer. Durch Flucht gelang es den meisten anderen Herzfelds zu überleben. Ein Geschäft für Lederwaren betrieben Martin und Irma Herzfeld, was sie bald aufgeben mussten. Selbst ihre Wohnung wurde ihnen genommen und sie mussten in eines der Plauener Gettohäuser ziehen. Mit anderen jüdischen Familien wurden sie in der Karlstraße 10 zusammen gepfercht. Am 08. September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Ein knappes Jahr später, am 26. Mai 1943 verstarb dort Martin Herzfeld. Seine Frau Irma und die 21-jährige Tochter Eva wurden nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.

Hugo Engländer - Karlstraße 41

Vom Gardinenhändler Hugo Engländer ist nur sehr wenig bekannt. Er musste Anfang 1940 in das Gettohaus der Karlstraße 41 ziehen. Bereits ein Jahr später war die Deportation nach Auschwitz und wirde am 10. Dezember 1942 dort ermordet. Sein Todestag jährt sich zum 71. Mal.

Bildquelle: Sabine Wolfram, Plauen
Selma Simon - Oberer Steinweg 1

Selma Simon führte ein Geschäft für Damen und Herrengarderobe am Oberen Steinweg 2. Ihr Sohn, der bekannte Plauener Rechtsanwalt, Dr. jur. Walter Simon führte zusammen mit Isidor Goldberg mehrere Prozesse gegen bekannte Nazigrößen. In den 1940er Jahren musste die Geschäftsfrau in die Rädelstraße 24 ziehen. Auch dort befand sich ein Gettohaus wo jüdische Mitbürger auf engstem Raum zusammen leben mussten. Später wie man ihr das Hinterhaus der Albertstraße 18 zu, um von dort aus 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt verbracht zu werden. Genaue Daten über ihren Todestag gibt es nicht. Man vermutet den Mai 1945.

Getrud Goldberg geborene Präger - Karlstraße 10

In der Karlstraße 10 stand bis zu den Bombenangriffen 1945 das Haus von Familie Gassenheimer. Die Gestapo funktionierte es zum Judenhaus (auch Gettohaus um), damit man dort die Juden aus Plauen und Südsachsen besser überwachen konnte. Auch Getrud Goldberg musste dort mit ihren betagten Eltern Julie und David Präger einziehen. Ihrem Mann, der jüngere Bruder von Isidor Goldberg war die Flucht nach Südfrankreich gelungen. Das Nachkommen der Frau und ihren Eltern scheiterte an den finanziellen Möglichkeiten. Zudem wollte Getrud ihre mittlerweile staatenlosen Eltern auch nicht allein lassen. Die Tochter Marion konnte mit einem Kindertransport nach England gerettet werden und wuchs dort bei Pflegeeltern auf.
Getrud Goldberg war gelernte Kindergärtnerin und führte die Büroarbeiten der jüdischen Gemeinde bis zu deren Liquidierung. 1942 kamen alle Bewohner der Karlstraße 10 nach Belzyce bei Lublin und wurde später für tot erklärt. Als Todestag wurde der 30. Juni 1942 angenommen.

Seimel, Perla, Marie und Ruth Goldberg - Vier Stolpersteine an der Neundorfer Straße 16

Auch von dieser Plauener Familie ist nicht viel bekannt. Seimel Goldberg war Geschäftsinhaber mit einem Laden für Arbeiterkleidung. Dieses Geschäft befand sich in der Neundorfer Straße Ecke Theaterstraße. Sie galten in Plauen als sozial engagiert. Bereits 1938 konnte die Familie dank einer Warnung noch vor der Progromnacht nach Frankreich fliehen. Allerdings fielen dort Perla und ihre Töchter Marie und Ruth der deutschen Okkupation zum Opfer und wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Über das Schicksal von Seimel Goldberg ist nichs bekannt. Er gilt als verschollen. Das Wenige, was man über die Goldbergs aus der Neundorfer Straße weiß verdankt man der Recherche von Beate und Serge Klarsfeld.

Rudolf Hallmeyer - Paul-Schneider-Straße 8

Hallmeyer, geboren am 03. Februar 1908 in Plauen, war Klempnerund vertrat als jüngster Abgeordneter 1932 die KPD im Stadtparlament von Plauen. Schon am dem folgenden Jahr lebte Hallmeyer im Untergrund und organisierte von dort den Widerstand gegen das Naziregime. Zwei Jahre später, am 24. August 1940, wurde er verhaftet und drei Jahre in Einzelhaft den Verhören und Folterungen durch die Nazis ausgesetzt. Am 05. August 1943 wurde Hallmeyer vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, was am 07. September in Berlin vollstreckt wurde.

Eugen Fritsch - Sein Stolperstein am Haus Nr. 5 in der nach ihm benannten Straße


Fritsch wurde 1884 in Mülsen-St. Jakob geboren. Er war in der Region ein bekannter Vertreter der Arbeiterbewegung und war in Plauen Vorsitzender der SPD, Stadtverordneter und Redakteur der Volkszeitung. Sein mutiges Auftreten zog den Hass des späteren Gauleiters Mutschmann auf sich. Bereits 1933 wurde er verhaftet und im Konzentrationslager Hohnstein zu Tode gefoltert.

Walter Hedler - Theumaer Straße 8


Am 24. März 1912 wurde Hedler in Plauen geboren. Mit 21 Jahren, 1933, trat er der KPD bei, die da schon verboten war. Ab 1934 gehörte Hedler zur illegalen Regionallleitung in Plauen. Er kümmerte sich vorrangig um das Einschmuggeln von Antifaschistischer Literatur. Außerdem war beim Druck der Bezirkszeitung in Stöcktigt beteiligt. Ein geheimes Treffen am 04. Mai 1935 in Dresden wurde durch einen Gestapo-Spitzel verraten. Auf der Flucht wurde Walter Hedler erschossen.

Recherchequellen

Freie Presse vom 16.06.2011 Regionalteil Plauen
Zur Geschichte der Israeltischen Religionsgemeinde Plauen, Vogtlandmuseum Plauen Heft 57
Der Jüdische Friedhof Plauen von Waltraud Schmidt
Historikus Vogtland Heft 6/2008, 5/2009, 5/2009



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