Sonntag, 29. April 2018

Walpurgnisnacht - Ursprung und heutige Traditionen



Walpurgisnacht, Hexenfeuer, Maifeuer - Ein Fest mit vielen Namen. Aber immer am 30. April werden die Feuer entzündet.

Am Abend des 30. April werden in Nord- und Mitteleuropa die Feuer entzündet. Dabei haben die Veranstaltungen die unterschiedlichsten Bezeichnungen bekommen. Werden sie im Raum Mittelthüringen meist nur als Maifeuer bezeichnet, so hat sich im sächsischen Vogtland der Begriff Hexenfeuer geprägt. Seltener findet man den Namen Höhenfeuer. Doch in den meisten Orten hat sich der Abend vor dem 1. Mai als Familienfest etabliert.






Ursprung der Walpurgisnacht

Die heilige Walburga ist die Namensgeberin und lebte vermutlich von 710 bis 779 gelebt. Sie stammt aus dem englischen Wessex und lebte als Nonne und Äbtissin im Kloster Heidenheim gelebt. Viele Quellen geben sie als Nichte des heiligen Bonifatius an. Heilig gesprochen wurde sie durch Papst Hadrian II. am ersten Mai. Man vermutet das Jahr 870. Am Abend vor der Heiligsprechung, welche im Mittelalter meist am 1. Mai vorgenommen wurde, feierte das Volk. Später wird diese Nacht den Hexen zugesprochen, die in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ein Fest auf dem Blocksberg - eigentlich Brocken - abhalten würden. Geprägt wurden diese Legenden durch Literatur aus dem 15. und 16. Jahrhundert zum Hexensabbat.
Die erste Walpurgisnacht. Hexenverfolgung in Deutschland.

Brauchtum des Mittelalters

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Riten bei den Bauern, die in der Walpurgisnacht abgehalten wurden. So versuchte man in dieser Nacht durch Peitschenknallen, Maibüsche oder auch ausgelegte Besen den eigenen Hof vor bösen Geistern zu schützen. Später entwickelte sich daraus der Brauch, dass die jungen Burschen Maibäume, meist Birken, an den Türen ihre Liebsten aufstellten. Dazu gab es einen großen Maibaum im Dorf, um welchen man tanzte. Der Baum symbolisiert die Fruchtbarkeit der Natur, die sich auf die Menschen, Tiere und Felder übertragen sollte. Der Sprung über das Maifeuer sollte die Fruchtbarkeit erhöhen und gegen Seuchen schützen. Die heilige Walburga gilt als Schutzheilige gegen die Pest und auch die Tollwut.
Durch die Christianisierung wurden diese Bräuche nach und nach verboten, auch wenn sie nicht ganz verloren gingen. Oftmals gingen sie im ländlichen Brauchtum auf.

Vom Tanz zurück zum Feuer

Nachdem, vor allem im Osten von  Deutschland, wo der Einfluss der Kirche nach der Gründung der ehemaligen DDR zurückgedrängt wurde, prägten sich eher die Tanzveranstaltungen am 30. April. Nach der politischen Wende, wo auch gesellschaftliche Veranstaltungen durch den Staat nicht mehr anberaumt wurden, halfen neu gegründete Vereine das Dorfleben zu erhalten. Meist sind hier die örtlichen Feuerwehren die Veranstalter, die das Maifeuer organisieren. Vornehmlich im Raum Mittelthüringen findet man die Bezeichnung Maifeuer. Die Feuer werden dabei eher am Ortsrand entzündet und bilden einen Treffpunkt für einen gemütlichen Abend.

Im sächsischen Vogtland hat man dagegen einige Teile der früheren Hexenfeuer übernommen. Dazu wird auch im Dorf der Maibaum aufgestellt und danach ein Lampionumzug für die Kinder durchgeführt. Erst danach wird das Feuer entzündet. Meist hat die Dorfjugend dafür auch eine Art Hexe gestaltet, die aufgestellt wird, um darum das Brennholz zu stapeln. Wobei es in diesen Orten auch zur Tradition geworden ist, dass man versucht sich vorher gegenseitig den Maibaum zu entführen. In fast jedem Dorf wird man Geschichten zu solchen Bubenstreichen finden.

Hexen und Magie (Historische Einführungen)

Plauen, Jocketa, Zobes und ihre Hexenfeuer

Diese drei Orte sollen nur stellvertretend für das sächsische Vogtland genannt werden. Die Größe der Orte reicht vom kleinen Dorf bis zur Stadt, aber sie bieten besondere Hexenfeuer. In Plauen lädt dazu der VFC Plauen als größter Fußballverein der Stadt ein. Auf dem Gelände wird vor allem viel für Kinder geboten. Wenn diese von ihrem Lampionumzug aus dem Hexenwald zurückkehren, dann wird das große Feuer entfacht. Veranstaltungsbeginn ist 17 Uhr.

In Jocketa gibt es einen kleineren Rahmen. Aber hier ist nicht nur die Feuerwehr dabei, sondern auch der Carnevalsverein. Das Männerballett zeigt seinen Tanz der vergangenen Saison und hilft auch beim Aufstellen des Maibaumes. Auch hier gibt es einen Fackelumzug für die Kinder und später noch Rundfahrten mit dem Feuerwehrauto. Durch das Mitwirken der tanzenden Männer ist natürlich für ausreichend Belustigung gesorgt, bevor das Feuer entzündet wird.

Das kleine Zobes sucht immer nach neuen Ideen für ihr Hexenfeuer. Im letzten Jahr gönnte man sich einen neuen Maibaum. Der alte Baum wurde aber nicht einfach dem Hexenfeuer zugeführt. Er wurde Stückweise zum Kauf angeboten. Dass man damit auch einen guten Zweck erfüllen konnte, hat vor allem Kinder gefreut. Denn der Erlös wurde zwischen dem Kindergarten Neuensalz und der Grundschule in Thoßfell aufgeteilt. Immerhin wirbt man hier auch für den Nachwuchs in den örtlichen Feuerwehren. Doch auch wenn der Ort recht klein ist und weder mit großem Programm oder einem Männerballett locken kann, lohnt sich ein Besuch, da eine sehr familiäre Atmosphäre mitten im Dorf herrscht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.
Hexen und Hexenprozesse in Deutschland